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Montag, 11. Juni 2012

Multitasking beim Essen - ein neuer Entschluss

Fernsehen zur Mahlzeit ist bei mir zur Routine geworden. Mit dieser Routine habe ich jetzt eine Woche lang für eine Mahlzeit am Tag gebrochen. Am Abend des dritten Tages bin ich wirklich erschrocken. Erschrocken darüber, wie schnell ich mich langweile.
Durch das Fernsehen wird die Realität geradezu grau und langweilig. Kein Wunder. Im Alltag gibt es keine Schiessereien und relativ selten Leichen und Hintergrundmusik läuft eigentlich auch nur im Supermarkt. Ich beginne langsam zu verstehen, was ich für das Fernsehen aufgebe. Es ist nicht nur die Zeit, in der ich vor der Glotze sitze. Es ist auch die Zeit, in der ich bewusst leben könnte - und die für mich stattdessen zum grauen Alltag wird.
Es ist fast, als wären wir tatsächlich in der Matrix und würden unseren Körper, mit Schläuchen und Drähten mit der Technik vernetzt, gar nicht mehr wahrnehmen. Nur, dass man in der Matrix immer noch aktiv etwas tun kann. Im Fernsehen passiert alles nach Skript. Wer schon einmal zwei Spielfilme nacheinander geschaut hat, weiss, wie es sich hinterher anfühlt. Als wäre das Gehirn zu Brei geworden. Ich bin dann total erschlagen, fast ein wenig orientierungslos und verdammt passiv. Und das Gefühl ist nicht besonders schön.
Ich habe mir immer geschworen, dass ich mit achtzig Jahren nicht das Gefühl haben will, das Leben verpasst zu haben. Ich will sagen können: hey, ich hatte ein schwieriges, aber erfülltes Leben und es ist okay, dass ich jetzt vielleicht bald sterben werde. Aber genau das ist das Fernsehen - verpasste Zeit. Zeit, die ich in der Matrix verbracht habe statt in meinem eigenen Körper. Werde ich irgendwann achtzig Jahre alt sein und mir sagen müssen: eigentlich habe ich die letzten 70 Jahre nur ferngesehen...?
Es gibt drei Arten von Nicht-Fernsehern. Gewisse sind so aktiv, dass sie schlicht keine Zeit haben, um fernzusehen. Andere sind aus Überzeugung dagegen. Und dann gibt es diejenigen, die suchtgefährdet sind und deswegen gar nicht mehr schauen. Ich würde mich zur letzteren Sorte zählen. Ich schau nur mal kurz ins Online-Fernsehen und dann bleibe ich hängen. Und kann nicht mehr aufhören.

Deshalb habe ich einen Entschluss gefasst: Ich trete dem Club der Nichtfernseher bei. Für ein Jahr. Ab heute. Spielfilme werde ich mir nur anschauen, wenn ich sie gekauft habe. Da das bei grösserer Menge recht teuer werden kann, wird sich mein Konsum hier in Grenzen halten.

Da ich nur im Internet fernsehe, werde ich die entsprechenden Internetseiten sperren. (Hier gibt es eine Anleitung für den Mac, falls sich jemand ebenfalls dafür interessiert.) Ich freue mich auf eine fernsehfreie Zeit. Die leere Zeit werde ich mit viel kreativen Tätigkeiten füllen. Bestimmt hört Ihr das eine oder andere davon.

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